Fail Frauenquote - Realitätscheck: Frauen in Führungspositionen.
VIKA Jewels ist ein schönes Beispiel für ein Unternehmen, das von einer Frau geführt wird und sich auf ein Netzwerk bekannter Influencerinnen, weiblicher Models, Sängerinnen, Moderatorinnen und Schauspielerinnen berufen kann. Auch der Produktionsstandort auf Bali wird von einer Frau, einer Schweizerin, geleitet. Frauenpower auf allen Ebenen also. Dass dies leider nicht der Normalfall, sondern eher eine Besonderheit ist, zeigen die folgenden Zahlen und Statistiken.
In der Realität ist es nämlich so, dass „weniger als ein Drittel aller Führungspositionen in deutschen Unternehmen werden von Frauen besetzt. Im EU-Vergleich schneidet Deutschland damit schlecht ab und landet nur im unteren Drittel. In den letzten 20 Jahren ist der Anteil in Deutschland nur um 3 Prozentpunkte angestiegen. Lediglich die Niederlande, Italien, Tschechien und Luxemburg schneiden schlechter ab.“ (Quelle: de.statista.com)
Interessant, wenn man bedenkt, dass es in der EU „nahezu 9,4 Mio. Personen in Führungspositionen […]: 6,0 Mio. Männer (64% aller Führungskräfte) und 3,4 Mio. Frauen (36%). Darüber hinaus stellten Frauen im Jahr 2018 etwas mehr als ein Viertel (27%) der Vorstandsmitglieder von in der EU börsennotierten Unternehmen und weniger als ein Fünftel (17%) der Geschäftsführenden. Mit anderen Worten: obwohl in der EU etwa die Hälfte aller Erwerbstätigen weiblich ist, sind Frauen in Führungspositionen nach wie vor unterrepräsentiert.“ (Quelle: eurostat)
Das klingt bereits nach Ungleichheit und sieht, im europäischen Vergleich, grafisch dargestellt auch genauso aus. Der weiße (ältere) cis-Mann regiert weiterhin nicht bloß die Frauen, sondern auch die Wirtschaft. Das Patriarchat ist in der Geschäftswelt und somit auch im Alltag immer noch fest verankert. Dass es sich hierbei um ein globales, oder zumindest europäisches und nicht ausschließlich deutsches, Problem handelt steht außer Frage. Statistisch erwiesen eben.
(Quelle: eurostat)
Stereotype bleiben: same shit, different century
Innerhalb Deutschlands kristallisieren sich bereits regionale Unterschiede heraus. So behält der Osten beispielsweise weiterhin seine Vorreiterrolle für weibliches Engagement mit 17,16 Prozent Führungskräften gegen 15,95 Prozent im Westen. Erfreulicherweise gab es für 2019 einen Gesamtanstieg in ganz Deutschland zu verzeichnen: von 21,71 Prozent 2018 auf 22,11 Prozent. Traurigerweise liegt der Wert jedoch stetig bei rund 22 Prozent und demnach kann von einer wachsenden Anzahl frauengeführter Unternehmen in der deutschen Wirtschaft nicht wirklich die Rede sein.
Warum ist das nach wie vor so?
Als Begründung werden leider immer noch geschlechtsspezifische Eigenschaften oder Verhaltensweisen angeführt und der Vorwurf, Frauen seien allgemein weniger an Führungspositionen interessiert als auch weniger dafür geeignet. Gründe hierfür sind u.a. eine geringere Durchschnittsproduktivität, zumal sie infolge familiärer Verpflichtungen zeitlich nur eingeschränkt verfügbar seien oder eine höhere Fluktuationsrate aufwiesen. Im Top-Management wird außerdem eine hohe Risikobereitschaft vorausgesetzt. Eine Eigenschaft, die in unserer Gesellschaft eher Männern zu Teil wird. Frauen hingegen werden als risikoaverser eingeschätzt und scheiden somit gegen ihre männlichen Bewerber bei der Besetzung von Spitzenpositionen, in den meisten Fällen, aus. (Quelle: Sabina Littmann-Wernli)
Die Branchen mit der größten Anzahl weiblichen Führungspersonals sind die ihnen weiterhin gesellschaftlich zugeordneten Berufszweige:
- Friseur- und Kosmetiksalons (69,9 %)
- Praxen von psy. Psychotherapeutinnen und -therapeuten (67,5 %)
- Sekretariats- und Schreibdienste (63 %)
(Quelle: Welt)
Als alleinerziehende Mutter weiß Vika sehr wohl, wie es sich anfühlt, neben dem beruflichen auch noch jede Menge familiäre Verpflichtungen zu haben. Das hält die gebürtige Ukrainerin jedoch nicht davon ab, ihren Traum zu verwirklichen und ihre beruflichen Ziele weiter zu verfolgen. An Motivation mangelt es ihr und ihren vielen Mitstreiterinnen, Kolleginnen und allgemein den meisten Frauen in den seltensten Fällen. Es sind eher die Steine, die ihnen in den Weg gelegt werden, die demotivierend wirken und schon die ein oder andere zur Verzweiflung getrieben haben.
Wie können wir Frauen benachteiligen, weil sie angeblich zeitlich nicht ausreichend verfügbar sind, im Umkehrschluss aber nicht genügend Kita Plätze zur Verfügung stellen? Wieso genießen alleinerziehende Mütter keine besonderen Vorteile, oder wenigstens Steuervergünstigungen, wenn sie die Gründung eines Unternehmens oder lediglich eine selbstständige Tätigkeit anstreben? Wieso berufen wir uns auf alte Stereotype und werfen ihnen weniger Risikobereitschaft vor? Zugegeben, allein verantwortlich für zwei kleine Lebewesen zu sein und auch noch deren finanzielles Überleben zu sichern, ist wohl schon eine Aufgabe, für die Frau heutzutage recht risikobereit sein muss, oder etwa nicht?!
Am Sonntag ist Weltfrauentag, da ist es doch ganz passend sich gerade jetzt noch einmal vor Augen zu führen, wie es in der Realität um uns Frauen in Entscheider-Positionen eigentlich bestellt ist. Vielleicht fangen wir dann auch an, uns die richtigen Fragen zu stellen.
Wir als Gesellschaft sind nämlich dafür verantwortlich, dass veraltete Machtstrukturen durchbrochen und Stereotype abgebaut werden. Dies kann nur gelingen, wenn wir Strukturen schaffen, in denen es auch Frauen, egal ob ledig oder alleinerziehend, verheiratet oder bereits geschieden, möglich ist, auf die gleiche Art und Weise zu beruflichem Erfolg zu gelangen, wie den Männern.
Denn das wäre Gleichheit.
Autorentext:
NADINE studierte nach dem Abitur an der Universität in Bonn Romanistik (B.A.) und Internationale Geschichte der Neuzeit (M.A.). Aktuell arbeitet sie als freie Autorin, Ghostwriterin und Model, um genug Zeit für ihre Recherchen, Gedanken und ihre Leidenschaft, das Schreiben, zu haben. Das Reisen ist eine ihrer größten Leidenschaften, ebenso wie die Liebe zu Literatur-, Kultur- und Sprachwissenschaften. Während einer ihrer Reisen fand sich den Weg zu sich selbst über Meditation und Achtsamkeit. Auf ihrem Blog und Instagram, als auch auf Facebook teilt sie diese und weitere persönliche Erlebnisse aus ihrem Alltag als bisexuelle Frau und erzählt von vergangenen Erfahrungen aus ihrer offenen Beziehung.